(Un-)Vorstellbar? – Vorstellungen und Erwartungen in der Auseinandersetzung mit dem ehemaligen KZ Majdanek

24.09.2017

Das Hittorf Gymnasium erforscht Geschichte im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek

Holocaust. Drittes Reich. Vernichtungslager. Bei diesen Begriffen hat jeder und jede sofort Bilder vor Augen. Wenn sich die Möglichkeit bietet, einen Ort des Holocaust, ein ehemaliges Vernichtungslager zu besuchen, entstehen Erwartungen, Fragen und auch Ängste. Genauso ging es 15 Schülerinnen und Schülern des Hittorf-Gymnasiums Recklinghausen, die im letzten Schuljahr (4.-9. Juni 2017) nach Polen gereist sind, um im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek bei Lublin historisch zu arbeiten.

Die Gruppe, bestehend aus EF-Schülerinnen und -Schülern, hatte sich im Vorfeld eingehend mit der jüdischen Geschichte in Polen, mit dem Holocaust und seiner Umsetzung in Polen und besonders mit den eigenen Erwartungen und Fragen beschäftigt. Aus dieser Arbeit entstanden Forschungsthemen: Hatten Frauen und Kinder mehr Chancen, das Lager zu überleben? Gab es Opfer, die ebenfalls Verbrechen begingen? Wie geht man heute mit dem Ort der Vernichtung um?

In Polen arbeiteten die Schülerinnen und Schüler eine Woche lang mit historischen Quellen aus dem Archiv des ehemaligen Lagers und erfuhren aus erster Hand, wie Historiker ihre Fragen beantworten und wie Geschichte entsteht. Die eigenen Erwartungen und Vorstellungen stellten sich dabei als zum Teil trügerisch oder vorschnell heraus und ihr differenzierter, quellengstützter Blick erlaubte es den Schülerinnen und Schülern, einfache und zu simple Antworten zu überwinden. Neben der Arbeit im Lager selbst besuchten die Schülerinnen und Schüler Lublin und Zamosc, ostpolnische Städte, deren alte und schön renovierte Innenstädte nicht nur zu Diskussionen über Geschichte einluden, obwohl sich Geschichte und besonders auch deutsch-polnische Geschichte hier in jedem Winkel finden lässt. Das ehemalige Vernichtungslager Belzec bildete einen weiteren, hochinteressanten Erinnerungsort, den die Schülerinnen und Schüler besuchten. Im Unterschied zum Lager Majdanek wurde Belzec 1942 abgerissen und die Nationalsozialisten versuchten, alle Spuren der Vernichtung zu verwischen. Demzufolge sieht der Ort heute völlig anders aus und das Gedenken stellt sich völlig anders dar als in Majdanek. Auch mit diesen unterschiedlichen Arten des Gedenkens beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler, die beide Orte auch als sehr unterschiedlich erlebten.

All ihre Ergebnisse verarbeitete die Gruppe in den letzten Wochen zu einer Ausstellung, die ab dem 29. September 2017 im Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg für die Öffentlichkeit zu sehen sein wird. Unter dem Titel „(Un-)vorstellbar? Vorstellungen und Erwartungen in der Auseinandersetzung mit dem ehemaligen KZ Majdanek“ kann jeder Besucher ab dem 29. September die eigenen Erwartungen und Fragen auf die Probe stellen und Antworten oder zumindest doch Denkanstöße finden.

Die Schülergruppe freut sich auf zahlreiche Besucher. Auch schon zur Eröffnung am 29. September 2017 um 17 Uhr ergeht eine herzliche Einladung an alle Interessierten: In der Hafenmeisterei auf dem Gelände des LWL-Museums Schiffshebewerk Henrichenburg öffnen sich die Türen zur Ausstellung das erste Mal.