Rückblick auf den Spanienaustausch

26.07.2018

Endlich war es wieder soweit! In der Woche vor den Osterferien 2018 fand der erste Teil des Schüleraustausches zwischen SchülerInnen der Jahrgangsstufen 9, EF und Q1 aus Recklinghausen und dem IES Jorge Guillén in Torrox statt. Nach einigen vorbereitenden Treffen und Kontaktaufnahme über die modernen Medien war der Tag des richtigen Kennenlernens nun endlich da.

Voller Spannung und Neugier nahmen wir gemeinsam mit den Eltern unsere spanischen Gäste nach langer Anreise am Sonntagabend am Flughafen Düsseldorf in Empfang. Nach einer kurzen Nacht begann der Montag insbesondere für die SpanierInnen viel zu früh. Der Schulstart bei Dunkelheit war aus spanischer Sicht bis dato unvorstellbar.

Spätestens beim Besteigen des Hittorf-Türmchen, dessen Besichtigung Teil der Schulführung war, wurden die Lebensgeister geweckt. Im Anschluss wurden unsere Gäste bei einer freundlichen Begrüßung des Schulleiters Herrn Dr. Jentsch und später auch von der zweiten Bürgermeisterin der Stadt Recklinghausen im Stadthaus E offiziell willkommen geheißen. Durch eine Rallye lernten die spanischen SchülerInnen die Stadt kennen und kamen schnell mit den hilfsbereiten Recklinghäuser Einzelhändlern ins Gespräch.

Der Austausch und die damit verbundenen Aktivitäten wurden in diesem Jahr dem Thema Wasser als verbindendes Element zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Regionen gewidmet. Schon am nächsten Tag im Kletterwald wurde das Thema durch einen Dauerregen zu 100% umgesetzt, wenn auch so nicht ganz beabsichtigt. Hochmotiviert begaben sich die spanischen und deutschen SchülerInnen gemeinsam in schwindelerregende Höhen und freuten sich über die exklusive Nutzung des Geländes.

100.000.000 Kubikmeter Wasser vom Stausee bis zum Wasserhahn: Am Mittwoch lernten wir das kostbare Gut im Wasserwerk Gelsenwasser Haltern von einer ganz anderen Seite kennen und machten eine Reise durch die Welt des Trinkwassers und seiner Gewinnung. Sehr anschaulich erfuhren wir, warum Colaflaschen besser nicht mit Trinkwasser in Verbindung geraten sollten…

Am Donnerstag ging es dann nach Köln. Nach mehr als 500 Stufen erkletterten wir mit dem Wahrzeichen der Stadt ein etwas höheres „Türmchen“ und wurden wir mit einem Blick auf den Rhein belohnt. Durch den anschließenden Besuch im Schokoladenmuseum konnten die Energiereserven aber durch eine Verköstigung von einzelnen Bestandteilen der Schokolade und zahlreicher Qualitätskontrollen am Schokobrunnen wieder aufgefüllt werden. Die sich daran angeschlossene Freizeit wurde genutzt, um in Kleingruppen die Besonderheiten des Stadtzentrums kennenzulernen.

Neben zahlreichen Ausflügen lernten die spanischen Jugendlichen natürlich auch das deutsche Schulsystem kennen und begleiteten ihre Gastgeber an vier Vormittagen im Unterricht und erhielten so intensiven Einblick in unterschiedliche Fächer und Lernmethoden. Eine gemeinsame Sportstunde deutscher und spanischer SchülerInnen rundete den Schultag am Freitagmittag ab.

Der Abend wurde voll und ganz den zahlreichen spanischen und deutschen kulinarischen Spezialitäten gewidmet, welche feierlich auf dem Schulbauernhof in Suderwich verköstigt wurden, bevor unsere spanischen Gäste in das Wochenende mit ihren deutschen Gastfamilien starteten.

Auf dem letzten Programmpunkt stand am Montag der Besuch des BVB-Stadions in Dortmund an. Dabei waren der Gang durch den Tunnel, Sitzen auf den beheizten Spielerbänken bei traumhaftem Kaiserwetter sowie der einzigartige Blick von den besten Plätzen im Stadion die absoluten Highlights.

Wir können auf zehn Tage voller Erlebnisse und neuer Erfahrungen zurückblicken und verabschiedeten uns am Dienstag mit dem Wissen, unsere spanischen Gäste schon in wenigen Wochen in Spanien wieder sehen zu können.

 

So startete sechs Wochen später unsere Maschine vom Flughafen Köln/Bonn nach Málaga. Zu sehr später Stunde wurden wir dort von den spanischen AustauschpartnerInnen und deren Eltern herzlich in Empfang genommen. Alle waren aufgeregt und nervös und fragten sich, ob ihre Spanischkenntnisse für die Dauer der Autofahrt ausreichen würden… Das taten sie!

Müde, aber sehr zufrieden startete der Besuch in Torrox ebenfalls mit einer geführten Schulbesichtigung. Auch in diesem Jahr hatten wir wieder das Glück, die Schule im Glanz der Kulturwoche semana cultural zu erleben. Unter dem diesjährigen Motto Japan – Japón beleuchteten alle SchülerInnen der Schule das Land in allen Schulfächern und arbeiteten in wochenlanger Vorbereitung die unterschiedlichen Facetten heraus.

Nach der herzlichen Begrüßung des Schulleiters wurde wir auch im Rathaus im Dorfkern von Torrox Pueblo in Empfang genommen. Etwas verwundert nahmen wir in einer der sonnigsten Gegenden Spaniens unsere Willkommensgeschenke – farbige Regenschirme – entgegen und waren uns sicher, dass diese wenn überhaupt nur als Sonnenschirme zum Einsatz kommen würden. Leider behielten wir damit nicht ganz recht.

Dank Salva, einem „torroxer“ Urgestein, lernten wir bei einer Führung nahezu jeden Winkel des Dorfkerns und dessen Bedeutung im Zuge der Wiedereroberung Spaniens kennen. Da er vor Begeisterung aber immer wieder in ein immenses Sprechtempo mit tiefsten andalusischem Akzent verfiel, war es nicht immer einfach, all seinen Erzählungen zu folgen.

Am Dienstag stand die Provinzhauptstadt Málaga auf dem Plan. Die anfänglichen Zweifel, über unzureichende Spanischkenntnisse zu verfügen, wurden spätestens bei Besuch des Picasso-Museums aus dem Weg geräumt. Schließlich trugen alle dazu bei, die Werke Picassos auf Spanisch zu beschreiben und zu interpretieren.

Nach der Besichtigung der imposanten Kathedrale Málagas, kehrten wir in einer der beliebtesten Tapasbars der Innenstadt ein. Nach etlichen raciones de croquetas, de chorizo, patatas bravas (typisch andalusische Tapas) später waren alle gesättigt und gestärkt, um den Nachmittag in Kleingruppen in den unzähligen Geschäften und Cafés ausklingen zu lassen. Obwohl wir kurzfristig die Nachricht erhielten, dass die diesjährige Besichtigung der Alhambra leider nicht stattfinden konnte, war der Ausflug nach Granada u.a. mit dem Besuch des interaktiven Wissenschaftsmuseums Parque de las Ciencias auf alle Fälle eine Reise wert.

Der anschließende Blick vom Aussichtspunkt San Nicolás auf die Kulisse der Alhambra und der sich im Hintergrund befindenden Gebirgskette Sierra Nevada war fast genauso imposant wie der Besuch der Alhambra selbst. Beim Abstieg in den Stadtkern lud uns das maurische und älteste Stadtviertel Albaicín mit seinen basarähnlichen Lädchen und Teterías (Teelädchen) zum Bummeln und Verweilen ein. Nur der schlagartige Platzregen auf dem Weg zurück zum Bus hätte nicht sein müssen. Wie gut, dass wir ja eine paar Tage zuvor Regenschirme überreicht bekommen hatten. Schade, dass die meisten davon in Torrox lagen…

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen unseres Themas „Wasser“. Am Vormittag besuchten wir die Finca Instituto de Hortofructicultura subtropical y mediterránea – La Mayora in Algarrobo, die sich vollkommen der Forschung und dem Experimentieren zur Optimierung zahlreicher Früchte und Gemüsesorten verschrieben hat. Wie kann die Erntezeit der Wollmispeln verlängert werden? Welcher Salzanteil im Wasser ist für das Wachstum von Tomatenpflanzen am förderlichsten? Wie lässt sich eine besonders resistente und zugleich saftig schmeckende Tomatensorte entwickeln? Viele von uns staunten nicht schlecht, als wir erfuhren, dass dort auf der Finca bereits 900 verschiedene Melonensorten und mehr als 1000 Tomatensorten entwickelt wurden. Der einzigartige Duft der Finca geriet beim anschließenden Besuch einer depuradora – Kläranlage schnell in Vergessenheit. Wir waren jedoch sehr schnell beruhigt, als wir erfuhren, dass dieses Wasser niemals zu Trinkwasser verarbeitet werden würde.

Am nächsten Tage hatten wir endlich die Möglichkeit, dass Wasser noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. In Kanus und auf SUP-Brettern konnten wir entlang der felsigen mit kleinen Höhlen versehenen Küste das türkisfarbige und kristallklare Wasser bewundern, der oder andere dann auch mehr oder weniger freiwillig auch neben seinem Boot. Wie auch schon im letzten Jahr hatten wir auch diese Mal wieder die Möglichkeit am Vormittag die erst 1959 entdeckte Tropfsteinhöhlen von Nerja zu besichtigen.

Wenn immer es möglich ist, wird in Spanien in geselliger Runde draußen gegessen, gequatscht und Zeit miteinander verbracht. So trafen wir uns mit allen deutschen und spanischen Schülern samt Familien am Samstagmittag in der Nähe des Strandes. Erstaunlich, in welch Windeseile ein üppiges Buffet aufgebaut werden kann. Der restliche Teil des Wochenendes stand ganz im Zeichen der Familien.

Nach vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken neigte sich unsere Woche langsam dem Ende zu. Nach aktiver Teilnahme am spanischen Sport- und Kunstunterricht lud uns die Schule zur Stärkung am letzten Tag zu einem typisch spanischen Frühstück in die Cafeteria der Schule ein. Alle waren sich einig: Die mit viel Liebe zubereiteten bocadillos von José sind einfach nicht zu toppen. Den letzten Nachmittag ließen alles Schülerinnen und Schüler bei sonnigen Sommerwetter am Strand ausklingen, bevor uns der Bus nach einer sehr kurzen Nacht am nächsten Morgen um 5.00 Uhr zum Flughafen brachte.

Wir blicken zurück auf eine Woche voller Eindrücke in Kultur, in das spanische Schulsystem, in die spanische Mentalität, in Kulinarik und in das spanische Familienleben. Einige Schülerinnen und Schüler werden sich bald auch privat wiedersehen.