Informationen der Schulleitung am 09.11.2020

09.11.2020

Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
Liebe Schülerinnen und Schüler,

die positive Nachricht vorweg: es kam heute zu keiner Protestaktion von „Querdenken“ vor unserer Schule. Unsicher bin ich, ob dies aus Vernunft und Einsicht resultiert – oder eher auf einem taktischen Kalkül nachdem die geplante Aktion vorab über die Medien bekannt geworden ist und die Schulen sich vorbereitet haben. Müssen wir jetzt täglich befürchten, dass es zur Störung des Schulbetriebs kommen kann? Liebe Querdenkerinnen und Querdenker, kommen Sie doch morgen – oder lassen Sie es besser gleich bleiben…

Quarantäne

Aufgrund eines Coronafalls in einer 7. Klasse mussten wir heute erneut 13 Kinder frühzeitig nach Hause und in Quarantäne schicken. Aktuell können 85 Schülerinnen und Schüler der Schule coronabedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen – das ist rund jeder zwölfte Hittorfer. Gut ist, dass wir durch das Aussetzen des Differenzierungsunterrichts in der SI sowohl in diesen Fall als auch in einem weiteren von Freitag die Kontaktnachverfolgung deutlich begrenzen konnten. Ohne diese Präventionsmaßnahme hätten wir derzeit sicherlich weit über 100 Betroffene. Gut ist auch, dass wir mit dem morgigen Pädagogischen Tag die Vorbereitung auf verschiedene Distanzlernszenarien weitgehend abschließen können und dann gut vorbereitet sind auf das, was kommen mag.

Gerne möchte ich Ihnen einmal das schulische Vorgehen in Sachen Quarantäne beschreiben:

  1. Bitte lassen Sie ihr Kind einige Zeit zuhause, falls es in Ihrer Familie einen ungeklärten Infektionsverdacht gibt, Sie auf das ausstehende Ergebnis eines anlassbezogenen Tests warten oder Sie Symptome bei Ihrem Kind bemerken, die auf eine Coronainfektion hindeuten könnten.
  2. Die Bekanntgabe von Testergebnissen erfolgt – je nach Abnahmestelle und Labor – aktuell zwischen 2 und 8 Tagen nach dem Abstrich. Jedem ist klar, dass dies vielfach zu spät ist, weil die Infektion in der Zwischenzeit eventuell schon weitergegeben wurde. Umso wichtiger ist es, dass Sie die Schule umgehend informieren, falls es bei Ihrem Kind zu einem positiven Ergebnis kam. Natürlich würde die Information irgendwann auch über das Gesundheitsamt zur Schule gelangen, aber dieser Weg dauert aufgrund des dortigen Arbeitsrückstands gegebenenfalls einige Werktage. Mir ist klar, dass diese Umstände äußerst unbefriedigend sind. Wenn man aufgrund der Coronaverordnungen (fast) nur noch in Schule eine solche räumliche Nähe von 30-köpfigen Personengruppen bestehen lässt, müsste man die Testkapazitäten und Zeitabfolgen so ausrichten, dass für Schulen ein besonders rasches Eingreifen in Infektionsketten möglich wäre. 
  3. Wenn uns das positive Testergebnis eines Kindes bekannt wird, wenden wir uns unsererseits an das Gesundheitsamt, um die Information zu verifizieren und das Vorgehen abzustimmen. Dafür stehen auch uns nur die allgemein bekannten Telefonnummern, Emails oder ein Fax zur Verfügung. Gut wäre es, wenn für die Leiterinnen und Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen eine dezidierte 24/7-Notfallnummer existieren würde, da sich Infektionen ja auch 24/7 ereignen.
  4. Aktuell werden die Kinder, die sich im infektiösen Zeitraum des positiv getesteten Kindes in dessen Sitznachbarschaft oder einer anderen engeren schulischen Kontaktsituation befunden haben, der Kontaktgruppe 1 zugeordnet und alle anderen Kinder der Klasse der Kontaktgruppe 2. Die Aufhebung des Differenzierungsunterrichts in der SI führt hier zu der erwünschten Begrenzung auf ca. 30 potentielle Kontaktpersonen (zuzüglich rund 10 Lehrkräfte). In der SII sind die Verhältnisse organisatorisch viel schwieriger, da das Schulministerium den Begriff der „festen Lerngruppe“ ausgeweitet hat und sich z.B. die kooperationsweit rund 450 Schüler der Jahrgangsstufe Q2 in den verschiedenen Kursgruppen laufend vermischen. In einem Fall aus der letzten Woche ergaben sich so rund 60 enge Kontaktpersonen einer infizierten Schülerin, die sich auf mehrere Kooperationsgymnasien verteilten. 
  5. Aktuell werden alle Schülerinnen und Schüler der Kontaktgruppe 1 unter Quarantäne erstellt. Dafür prüft das Gesundheitsamt die von uns vorbereiteten Listen und gibt sie an das Ordnungsamt weiter, damit dort die Quarantäneverfügungen erstellt und an die Eltern bzw. die volljährigen Schüler übermittelt werden können. Diese Abläufe können einige Tage in Anspruch nehmen. Um keine Zeit zu verlieren, informiert die Schulleitung die Schülerinnen und Schüler der Kontaktgruppe 1 und schickt sie während der aktuell laufenden Unterrichtsstunde nach Hause. Sinnvoll ist es, beim Verlassen des Schulgeländes noch die wichtigsten Schulbücher aus dem Spind mitzunehmen. Danach besteht ein Betretungsverbot des Schulgeländes, das erst nach Quarantäneende wieder aufgehoben werden kann.
  6. Die Eltern jüngerer Schülerinnen und Schüler werden von uns – wo immer möglich – telefonisch informiert, bevor die Schüler nach Hause gesendet werden. Diese Information über die Quarantäne des eigenen Kindes führt zu verständlichen Sorgen und Rückfragen. Bitte haben Sie dennoch Verständnis dafür, dass wir zu diesem Zeitpunkt nur knapp informieren können, sondern vorrangig die Maßnahmen umsetzen müssen. Gerade in der SII müssen alle Schüler aus den zum Entscheidungszeitpunkt besuchten Kursverbänden herausgeholt werden. Dabei handelt es sich ggf. um 20 parallel laufende Kurse an vier Schulstandorten und es bleibt keine Zeit für längere Einzelgespräche.
  7. Die Dauer der individuell erforderlichen Quarantäne ergibt sich erst aus der Verfügung des Ordnungsamtes, die nach einigen Tagen bei Ihnen eintreffen sollte. Zwischenzeitliche Rückfragen an die Schule sind hier nicht hilfreich, weil die Festsetzung nicht durch uns erfolgt. In einzelnen Fällen ergibt sich bei weiterer Prüfung des Gesundheitsamtes oder bei einer nachträglichen Anpassung/Abschwächung der Quarantänekriterien, dass eine ursprünglich in Aussicht gestellte Quarantänemaßnahme doch nicht erforderlich ist. Im Einzelfall wird Ihnen dies vom Gesundheitsamt mitgeteilt und damit auch das Betretungsverbot des Schulgeländes beendet. Falls ganze Schülergruppen von dem Kriterienwechsel betroffen sind, informiert das Gesundheitsamt zur eigenen Arbeitsentlastung die Schule und überlässt uns die Weitergabe des Widerrufs der Quarantäne an die einzelnen Schülerinnen und Schüler.
  8. Während der Quarantäne werden die Schülerinnen und Schüler per Distanzunterricht beschult, solange sie nicht so stark an COVID-19 erkrankt sind, dass eine Unterrichtsteilnahme nicht mehr möglich ist. Auch einen solchen Fall haben wir an der Schule – übrigens ein bis dahin fitter Jugendlicher ohne jegliche Vorerkrankung.
  9. Die Schülerinnen und Schüler der Kontaktgruppe 2 können aus Sicht des Gesundheitsamtes im Präsenzunterricht verbleiben. Es steht Ihnen, liebe Eltern, aber frei, Ihr Kind als weitere Sicherheitsmaßnahme einige Tage zuhause zu belassen und ebenfalls in den Distanzunterricht zu schicken. Gleiches gilt für die Geschwisterkinder von Kindern der Kontaktgruppe 1. Falls Sie sich sicherheitshalber für den Distanzunterricht entscheiden, bitte ich Sie um entsprechende Absprache mit der Klassen- bzw. Jahrgangsstufenleitung. In jedem Fall – Fortsetzung des Präsenzunterrichts oder präventiver Distanzunterricht – sollten Sie in den kommenden Tagen besonders aufmerksam auf Symptome achten und ggf. rasch Rücksprache mit einem Arzt nehmen.
  10. In einer Klasse ergab sich durch zwei simultane Quarantänemaßnahmen, dass weniger als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler noch im Präsenzunterricht beschult werden konnten. Nach Absprache mit der Schulaufsicht werden wir solche Lerngruppen insgesamt schließen, d.h. alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von der Kontaktgruppenzugehörigkeit im Distanzunterricht beschulen. Wir sind überzeugt, dass das Lernen so für alle Beteiligten einheitlicher und gewinnbringender organisiert werden kann. Außerdem sehen wir hier bei so vielen Verdachtsfällen insgesamt auch die Notwendigkeit einer übergreifenden und weitergehenden Sicherheitsmaßnahme.
  11. Aus der Tatsache, dass täglich neue Quarantänemaßnahmen beginnen und gleichzeitig auch bisherige Quarantänemaßnahmen enden, ergibt sich, dass laufend Schülerinnen und Schüler zwischen Distanz- und Präsenzlernen hin- und herwechseln. Ich muss Sie deshalb um Geduld bitten, falls nicht direkt am ersten Tag einer Maßnahme Aufgaben zur Bearbeitung vorliegen. Verantwortlich für das Distanzlernen eines Schülers ist die Klassen- bzw. Jahrgangsstufenleitung. Bitte geben Sie ihm bzw. ihr ein wenig Zeit, alles zu organisieren und halten dann Rücksprache, falls Anpassungen erforderlich scheinen oder auch am zweiten Tag noch nichts geschehen ist.

Wir werden uns in den folgenden Wochen und Monaten auf manch eine Diskontinuität einstellen müssen – irgendwie sind wir das ja auch schon aus dem Frühjahr gewohnt. Alle meine Vorschläge, den Schulen durch wesentlich bessere finanzielle Ausstattung (statt eines Corona-Kindergelds) und mehr curriculare Freiheiten eine stabilere organisatorische Vorbereitung auf das Kommende zu ermöglichen, blieben leider ungehört. Lassen Sie uns nun versuchen, das Bestmögliche aus den Gegebenheiten zu machen und dabei möglichst geduldig auch die Dinge zu ertragen, die nicht so sind, wie wir sie uns ohne Corona erhofft hätten. 

Wir Hittorfer schaffen das! Wir halten zusammen!

Mit freundlichen Grüßen

OStD Dr. Michael Jentsch