Im Laufe des Schultages am 29.09.2025 hat die Bushaltestelle Hohenzollernstr. sich deutlich sichtbar verändert. Aus der gewöhnlichen Haltestelle ist ein Gedenkort für Recklinghäuser Opfer des Nationalsozialismus geworden.
Wie und warum kam es dazu? Auf Antrag der Ratsfraktionen von CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen beschloss der Rat der Stadt Recklinghausen die Einrichtung einer Gedenkhaltestelle, die wir heute unter der Beteiligung vieler Hittorferinnen und Hittorfern offiziell eingeweiht haben.
Bürgermeister Christoph Tesche sagte bei der Einweihung: „Mit dieser Haltestelle wollen wir im Schulterschluss von Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus und gegen die Zunahme antisemitischer Angriffe in Deutschland setzen. Gerade junge Menschen sollen verstehen, wohin Hass und Ausgrenzung führen können“.
Am 24. Januar 1942 wurden 105 jüdische Recklinghäuserinnen und Recklinghäuser, darunter auch 10 Kinder, von fünf sogenannten „Ghettohäusern“ abgeholt und über Gelsenkirchen und Dortmund in ein Ghetto nach Riga deportiert. Dort wurden viele Bewohner getötet oder 1943 in Vernichtungslager deportiert. Eines der ehemaligen „Ghettohäuser“ befindet sich in der Nähe unserer Schule, in der Paulusstraße 6. Es handelt sich dabei um das damalige Wohnhaus der Familie Aron, das zu einem solchen „Ghettohaus“ umgewandelt worden war. Auf dem Boden vor dem Haus erinnern heute noch Stolpersteine an die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner.
An der Haltestelle fällt besonders das Bild Günther Arons auf, dem jüngsten Bewohner eines Recklinghäuser „Ghettohauses“. Günther Aron verlor im Alter von fünf Jahren sein Zuhause. Er wurde zuerst nach Riga verschleppt und 1943 von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet.
Mit der Einweihung ist die Haltestelle in die Patenschaft unserer Schule übergegangen. Das bedeutet, dass wir Andenken an die Recklinghäuser Jüdinnen und Juden pflegen und auf den Zustand der Haltestelle achten.
In den letzten Monaten waren an der Planung, Gestaltung und Ausführung dieses Projektes viele Menschen beteiligt, so z. B. die Volkshochschule, das Stadtarchiv und die Vestische, aber auch vier Lehrerinnen aus den Fachschaften Sozialwissenschaften, Geschichte und Religion und Schülerinnen unserer iRespect AG. Wir danken allen Hittorferinnen und Hittorfern, die sich in den letzten Monaten und besonders auch heute für die Entstehung des Gedenkortes engagiert haben.
Mit der Gedenkhaltestelle möchten wir der Recklinghäuser Opfer der Gräueltaten gedenken und Verantwortung dafür übernehmen, dass Menschen wie Günther Aron nicht in Vergessenheit geraten.