Philosophie

Das Fach Philosophie in der Sekundarstufe II

„Wenn ein Philosoph dir antwortet, weißt du danach nicht einmal mehr, was du ihn gefragt hattest.“                                                (André Gide, französischer Schriftsteller)

So soll es natürlich nicht sein. Wir Philosophen am Hittorf-Gymnasium legen Wert auf Verständlichkeit und Eindeutigkeit und darauf, dass wir mit unserem Gegenüber ins Gespräch kommen. Dennoch steckt in dem Zitat bereits ein Klischee über die Philosophie, welches nicht ganz von der Hand zu weisen ist: Philosophen wollen es ganz genau wissen. Sie gehen den Dingen auf den Grund, fragen nach und wieder nach, bis sie eine zufriedenstellende Antwort gefunden haben…, die dann vielleicht auch etwas ausführlicher und komplizierter ausfällt, als es einigen Menschen lieb ist.

 

Warum soll ich in der Oberstufe Philosophie wählen?

Aufgabe und Ziele des Fachs:

Der Philosophieunterricht erschließt Möglichkeiten, die Wirklichkeit in ihren vielfältigen Dimensionen differenzierter wahrzunehmen und zu beurteilen. Er vermittelt grundlegendes Wissen über Wert- und Sinnfragen und hilft, Kriterien für die Beurteilung von Wertvorstellungen zu entwickeln und tragfähige kognitive, emotionale und soziale Orientierungen und Kompetenzen auszubilden. Ziel ist es, sich mit den wertbezogenen Voraussetzungen und Bedingungen eigenen und fremden Denkens, Fühlens und Handelns bewusst und verantwortlich auseinander zu setzen, um eine eigene sinnstiftende Lebensperspektive zu entwickeln.

(http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/upload/lehrplaene_download/gymnasium_os/4716.pdf)

Das bedeutet, dass wir uns mit Themengebieten beschäftigen, die zum größten Teil aus eurem Alltag stammen. Eure Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken und auch Träume sind Ausgangspunkt unserer Untersuchungen und sollen uns dazu inspirieren, sie tiefergehend zu untersuchen und zu fragen, warum die Dinge sind, wie sie sind, und ob sie nicht auch anders sein könnten. Uns geht es nicht lediglich um Tatsachenbeschreibungen, sondern vor allem um die Hintergründe und die Perspektiven für die Zukunft. Dabei betrachten wir nicht nur unsere eigenen Ansichten, sondern auch uns zunächst fremd und ggf. sonderbar erscheinende. So üben wir uns in kritischer Toleranz und darin, unsere Ansichten zu überdenken und, wenn nötig, neu zu bilden.

Letztendlich arbeiten wir also ganz gegen das Motto: „Meine Meinung steht fest, verwirren Sie mich bitte nicht mit Tatsachen!“ – Lassen wir uns verwirren!

Welche Themen werden im Unterricht behandelt?

Inhalte des Unterrichts in der Sek II:

 

In der Einführungsphase (EF) geht es zunächst um eine Einführung in die Themen der Sekundarstufe II.

Fragestellungen des 1. Halbjahres sind:

 

·         Was kann ich wissen? (Einführung in die Erkenntnistheorie)

·         Was soll ich tun? (Einführung in die Ethik)

·         Was darf ich hoffen? (Einführung in die Religionsphilosophie und Metaphysik)

 

Zudem können diejenigen Fragestellungen behandelt werden, die aus eurer Sicht interessant und wichtig genug sind, sie philosophisch genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Im 2. Halbjahr lautet die zentrale Fragestellung:

·         Was ist der Mensch? (Einführung in die Anthropologie)

 

Hier denken wir über den Unterschied zwischen Mensch und Tier nach, überlegen, woher der Mensch kommt, ob sein Leben einen bestimmten Zweck erfüllt und ob er dazu geschaffen ist, mit anderen Menschen zusammenzuleben. Des Weiteren versuchen wir Antworten auf die Frage zu finden, ob der Mensch einen freien Willen hat oder durch seine Gene, seine Umwelt, seine Mitmenschen o. ä. determiniert ist. Und welche Rolle spielen eigentlich die Gefühle? Sind Angst oder Trauer sinnvoll?   

 

In der Einführungsphase besteht die Aufgabe des Philosophieunterrichts darin, eine breite fachliche Grundlegung zu gewährleisten sowie in fachlicher, fachübergreifender und kooperativer Hinsicht methodisches Arbeiten einzuüben. Darüber hinaus wird Einblick in die Anforderungen von Leistungskursen gegeben und eine Angleichung von bereits vorhandenen Kenntnissen ermöglicht.

In der Qualifikationsphase 1 und 2  (Q1 und Q2) orientieren wir uns  an den Vorgaben des Zentralabiturs.

 

Das 1. Halbjahr der Qualifikationsphase 1 steht im Zeichen der Ethik. Wir befassen uns mit der Frage nach dem richtigen Handeln und lernen verschiedene ethische Konzepte wie den

Utilitarismus oder Kants deontologischen Ansatz kennen.

Im 2. Halbjahr geht es um die Staatsphilosophie, also um die Probleme von Politik, Recht, Staat und Gesellschaft: Welche staatliche Ordnung wollen wir für unsere Gesellschaft bzw. brauchen wir überhaupt eine Ordnung? Wir überlegen, wie sich die verschiedenen Gesellschaftsformen herausgebildet haben und prüfen sie im Hinblick auf ihre Tragfähigkeit.

 

In der Qualifikationsphase 2 widmen wir uns im 1. Halbjahr den Problemen des Denkens und Erkennens (Erkenntnistheorie). Wir zweifeln radikal alles an, was uns vor die Augen, die Nase, die Ohren kommt. Woher will Herr Maas denn bitte wissen, dass das Hittorf-Gymnasium überhaupt real ist? Vielleicht ist es auch nur unser aller Wunschdenken, dass wir jeden Tag in diese schöne Schule kommen… Oder ein böser Geist versucht, uns dies permanent glauben zu machen…? Wer gibt uns die Garantie, dass wir nicht ständig getäuscht werden, wie wir es schließlich auch schon oft im Traum erlebt haben?

 

Im 2. Halbjahr behandeln wir Probleme der Wissenschaft (Wissenschaftstheorie), überprüfen unser Denkvermögen, unsere eigene Logik und wissenschaftliche Verfahrensweisen.

 

Und was gibt es darüber hinaus?

Bundes- und Landeswettbewerb Philosophischer Essay

(http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schueler/Wettbewerbe/schulische_Wettbewerbe/Bundeswettbewerbe/Phil_Essay/)

Regelmäßig nehmen Schülerinnen und Schüler unserer Schule am Philosophischen  Essaywettbewerb teil. Der Wettbewerb richtet sich an interessierte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II, vorrangig an die Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q2. Hier könnt ihr zeigen, welch philosophischer Geist in euch steckt. Zu vier vorgegebenen Themengebieten könnt ihr euch in der Form eines Essays kritisch,  satirisch oder auch zynisch äußern.

Ziel ist es, Mut aufzubringen, eigene philosophische Überlegungen anzustellen und Übung im Essay-Schreiben zu erlangen. Wenn euer Essay die Jury überzeugt, werdet ihr zur Winterakademie eingeladen, wo Erfahrungen im Essayschreiben  ausgetauscht werden, philosophische Diskussionen mit Mitschülern und Universitätsprofessoren geführt werden und das Essayschreiben in englischer Sprache erprobt wird. Fünf Essayschreiber werden schließlich der Studienstiftung vorgeschlagen, zwei zur Internationalen Philosophie-Olympiade entsandt. Hier geht es schließlich um den intellektuellen Austausch über nationale Grenzen hinweg und um einen gemeinsamen offenen Blick auf die Probleme der gegenwärtigen Welt. Die Internationale Philosophie-Olympiade findet jeweils im Mai in einem der Teilnehmerländer statt.